Bürgerschaftliches Engagement in der Vernetzten Gesellschaft
Beteiligte Inputgeber/ Moderation
- Thomas Bibisidis; DRK
- Antje Markfort; DCV
- Dr. Gerhard Timm; BAGFW
Die Digitalisierung verändert die Gesellschaft und damit auch das Bürgerschaftliche Engagement. Häufig werden als Folgen dieser Entwicklung Individualisierungstendenzen und damit einhergehend ein Rückgang des sozialen Zusammenhalts befürchtet. Gleichzeitig bietet die Digitalisierung neue Kommunikations- und Organisationsformen, die in einer mobilen und zuweilen auch schnelllebigen Gesellschaft neue Möglichkeiten für Bürgerschaftliches Engagement und dessen Stärkung bieten. Ziel des Workshops war es, zu diskutieren, wie im Rahmen der gesellschaftlichen Digitalisierung Bürgerschaftliches Engagement gestärkt und ggf. auch neue Zielgruppen erschlossen werden können. Weiter wurden auch die damit verbundenen Herausforderungen für das Bürgerschaftliche Engagement und seine Förderung thematisiert.
Dr. Gerhard Timm, Geschäftsführer der BAGFW betonte bei seiner Begrüßung noch einmal, dass die Digitalisierung lediglich ein Instrument darstellt, das – in Abhängigkeit der Nutzer/innen – sowohl Chancen als auch Herausforderungen für Bürgerschaftliches Engagement und Teilhabe in der Gesellschaft beinhaltet.
Antje Markfort, Referentin für Rechtspolitik im Berliner Büro des Deutschen Caritasverbandes, verdeutlichte in ihrem Input, dass Bürgerschaftliches Engagement als Grundvoraussetzung der Partizipation und Teilhabe des Einzelnen bedarf und zugleich auf eine Stärkung der Selbstverantwortung abzielt. Bei der Digitalisierung gehe es primär um soziale Beziehungen und deren positive wie auch negative Veränderungen. Stichworte waren hier Internet als Sozialer Raum – räumlich wie auch zeitlich, Mobilität, Selektion durch Zugangsbarrieren. Frau Markfort plädierte für ein stärkeres Engagement der Wohlfahrtsverbände, die eine intermediäre Funktion übernehmen sollten. Denn es geht darum, Instrumente der Digitalisierung zur Förderung von Teilhabe sowie ggf. auch neuer Zielgruppen zu nutzen. Gleichzeitig gilt es einer Potenzierung sozialer Spaltung durch Digitalisierungsprozesse entgegen zu wirken. Hierzu zählt auch, dass die Angebote der Freien Wohlfahrtspflege für unterschiedliche Zielgruppen und deren Bedürfnisse ausgerichtet und damit sowohl digital als auch weiterhin analog zugänglich sein sollten.
Thomas Bibisidis, Referent für Wirkungsorientierung im Deutschen Roten Kreuz – Generalsekretariat, illustrierte die bisherigen Erfahrungen aus einem Modellprojekt des DRK. Eine Schlussfolgerung aus dem Modellprojekt ist, dass Digitalisierung nicht analoge Angebote schlicht ersetzen, sondern sinnvoll erweitern sollten. Die Projekterfahrungen des DRK zeigen, dass eine erfolgreiche Digitalisierung von analogen Angeboten zielgruppenspezifisch und anlassbezogen erfolgen und in bestehende Strukturen integriert werden sollte. Digitale Angebote stellen keinen Selbstzweck dar, sondern bedürfen – genau wie analoge Angebote – einer inhaltlichen Zielsetzung. Ein wichtiges Ziel – im Sinne der Teilhabe – sei die Befähigung zur digitalen Selbstständigkeit. Das impliziert auch, dass das digitale Engagement als eine Form des Bürgerschaftlichen Engagements stärker wertgeschätzt und gefördert werden sollte. Denn ein Ziel sollte es sein, für alle Teilhabe und -gabe zu ermöglichen – unabhängig ob digital oder analog. Eine Herausforderung ist dabei die Vermeidung demografisch wie auch geografisch „Digitaler Gräben“.
Die Diskussion in dem Workshop verdeutlichte noch einmal die Nutzer/innen- und Zweckbezogenheit der Digitalisierung sowie die mit dem Prozess einhergehenden Herausforderungen einer sozialen Spaltung.
Empfehlungen der Teilnehmenden
Die Menschen stehen im Mittelpunkt – von ihnen aus sind Digitalisierungsprozesse zu denken | Für die erfolgreiche Umsetzung werden Kooperationen mit neuen Partnern notwendig um die daraus resultierenden Ergebnisse auch in die Fläche zu bringen. Hierzu sind auch die Rahmenbedingungen anzupassen. Erfolgreiche Modellprojekte sollten schneller in die Regelfinanzierung überführt werden können. Grundsätzlich bedarf die Digitalisierung zusätzlicher Ressourcen wie auch Regel- und Verfahrensanpassungen, die der Dynamik des Themas gerecht werden. |