Assistenzsysteme und Künstliche Intelligenz im Leben älterer Menschen

Inputgeber

  • Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein, Universität Oldenburg
    Mitglied der Sachverständigenkommission zum Achten ALTERSBERICHT
  • Prof. Arno Elmer, better@home

     

Input

Prof. Dr.-Ing. Andreas Hein von der Universität Oldenburg und Mitglied der Sachverständigenkommission zum Achten Altersbericht berichtete von den Forschungsergebnissen der Abteilung Assistenzsysteme und Medizintechnik an der Universität Oldenburg. Er verdeutlichte die Möglichkeiten, welche im Kontext der Digitalisierung für die Gesellschaft entstehen.  

 

Kommentierung

Prof. Arno Elmer betonte in seiner Kommentierung den Mehrwert digitaler Assistenzsysteme und Künstlicher Intelligenz für die ältere Bevölkerung, deren Angehörige, Leistungserbringer, Pflegedienste und Krankenkassen. So verdeutlichte er, dass digitale Assistenzsystem älteren Menschen ein Maß an Selbstbestimmtheit bieten, welches aus Gründen der Finanzierbarkeit und des Fachkräftemangels durch Menschen nicht ermöglicht werden könne. Mit Hilfe von digitaler Assistenz können ältere Menschen länger selbstbestimmt in ihrem sozialen Umfeld wohnen bleiben, da Sensorik und intelligente Eskalationssoftware sicherstellen, dass in Notsituationen Hilfe verständigt wird, wenn nicht ständig betreuende Menschen anwesend sind. Dies entlastet nicht nur Angehörige und Pflegedienste, sondern vermittelt den Betroffenen ein größeres Maß an Freiheit und Selbstbestimmtheit. Des Weiteren verhelfen digitale Assistenz und Künstliche Intelligenz zu einem höheren Grad an medizinischer Versorgung, welcher besonders im strukturschwachen Raum anderweitig nicht realisierbar wäre. Mit fortschreitender Entwicklung der Technik verstärkt sich zudem der Grad der finanziellen Entlastung aller Beteiligten.

 

Diskussion   

Während der Moderation von Christine Weiss wurden wichtige Aspekte auf Metaplankarten schriftlich festgehalten und am Ende mit Klebepunkten gewichtet. Klar hervorgehoben sind die Stichworte „Gesellschaftliche Aushandlung“, „Soziotechnische Systeme“ sowie „Nutzen im Mittelpunkt“. Mit Blick auf die nächsten 10 Jahre handelt es sich nicht nur um Zukunftstechnologien und Visionen, sondern um konkrete Chancen ältere Menschen länger selbstbestimmt zu Hause wohnen zulassen. Dabei wurde betont, dass der Nutzen von technischen Assistenzsystemen zur Selbstversorgung und als Unterstützungsbedarf im Alltag eine Entlastung für den Betroffenen selbst, aber auch deren Angehörige darstellt. Dieses gilt zum Beispiel für einfache Assistenzsysteme, wie Hausnotruf als auch für komplexere Systeme, wie Pflegerobotik.

Insbesondere bei der Selbstständigkeit im Alltag stellen Assistenzsysteme eine garantierte Erleichterung für ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden dar. Durch moderne Smart Care Lösungen, zum Beispiel durch ein bedienerfreundliches Tablet, haben ältere Menschen die Möglichkeit mit der Außenwelt zu kommunizieren und in stetiger Verbindung mit Pflegepersonal, Angehörigen oder Nachbarn zu bleiben und der Einsamkeit präventiv entgegen zu wirken. Dabei sollen Assistenzsysteme Menschen bei der Pflege unterstützen, diese jedoch nicht gänzlich ersetzen.

Künstliche Intelligenz kann den Menschen außerdem dort unterstützen, wo natürliche Intelligenz endet, etwa in frühen Stadien der Demenz. Im Bereich der Medizin und der Pflege sehen Forscher KI als einen wichtigen Schlüssel zu einem längeren, gesunden Leben. Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig, wie das Gesundheitswesen selbst: von Diagnoseverfahren über Bildungsangebote, Wissensdatenbanken, Datenverschlüsselung, Patientenberatung, Forschung und Entwicklung bis hin zu Public Health.

Alle waren sich darüber einig, dass die Technik „sich sowieso weiterentwickelt“ und die Digitalisierung einen Mehrwert für Jung und Alt darstellt. Demzufolge bestand Konsens darüber, dass man ältere Menschen in diesen Prozess zwingend mit einbinden muss. Technische Assistenzsysteme sollen demnach eine positive Auswirkung auf die Einbindung in gesellschaftliche Teilhabe haben. In den letzten Jahrzehnten lag der Schwerpunkt bei der Betrachtung von gesellschaftspolitischen und sozialen Entwicklungen auf die Konsequenzen für die ältere Bevölkerung, insbesondere in den Bereichen Gesundheit und Pflege, Sozialwesen sowie Ethik. Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Digitalisierung der Gesellschaft insgesamt und bedingt u.a. durch den demographischen Wandel und die Singularisierung der Haushalte sollten zukünftig verstärkt technologische Entwicklungen und ökonomische Evaluationen einbezogen werden. Konsequenterweise sollte die Politik die notwendigen Rahmenbedingungen sowohl für den Einsatz und die Nutzung digitaler Technologien für eine alternde Bevölkerung als auch geeignete und ausreichende Finanzierungsmöglichkeiten schaffen.